Eine Hochzeit – zwanzig Bräuche. Jedes Brautpaar zelebriert einige davon, ob nun aus Aberglaube, weil es ganz einfach dazu gehört oder aus Spaß. Wir haben uns gefragt, wo diese Traditionen eigentlich ihren Ursprung fanden und recherchiert.
Schutz vor Geistern & Räubern
Den Brautstrauß werfen
Im Mittelalter riss Frau sich nicht um den Strauß der Braut, sondern um ihr Kleid. Einen Fetzen davon zu ergattern steigerte angeblich die Fruchtbarkeit. Das Grapschen und Rupfen störte die Braut nur so lange nicht, wie die Kleider noch nicht besonders edel waren. Als sich das änderte, vertröstete sie ihre weiblichen Gäste auf ihren Blumenstrauß. Ohnehin stank der ziemlich, denn sie trug ihn nicht, um sich zu schmücken, sondern um böse Geister mit Knoblauch und Weihrauch fernzuhalten.
Die Brautjungfern
Ein Brauch zum Schmunzeln: Im alten Rom mussten sich Brautjungfern exakt so anziehen wie die Braut und sie zum Dorf des Bräutigams begleiten. Nicht nur hielt das andere Verehrer vom Brautnapping ab, auch Räubern entging mit dieser Maßnahme die Mitgift. Viel gewichtiger war allerdings der dritte Effekt: Der Teufel oder böse Geister sind bekanntermaßen leicht auszutricksen. Durch die gleiche Kleidung der Frauen, so nahm man an, würde der Teufel die Braut ebenso wenig erkennen können wir ein Dieb.
Die Junggesellen
Auch dieser Brauch stammt aus Zeiten, in denen es üblich war, sich eine Braut auszugucken und sie kurzerhand zu entführen. Die Junggesellen, die man früher als Brautritter bezeichnete, unterstützten ihren Freund bei dieser Aktion, indem sie die verärgerten Verwandten bekämpften, während er mitsamt seiner Beute die Flucht ergriff. Auch bei der Trauung standen sie, Hand am Schwert, an seiner Seite und stellten sicher, dass sie nicht einmal darüber nachdachte, die Füße in die Hände zu nehmen und wegzulaufen.
Das Strumpfband abtanzen
Im Mittelalter war es nach einer Hochzeit Sitte, das ausgewählte Gäste Braut und Bräutigam ins Schlafgemach begleiteten, um sicherzustellen, dass die Ehe vollzogen wurde. Nicht selten entstanden derbe Rangeleien um das Strumpfband, weil man glaubte, es zu erhaschen brächte Glück. Irgendwann wollten Paare ihre Gäste nicht mehr im Schlafzimmer sehen – verständlicherweise – und tanzten das Strumpfband auf der Feier ab.
Die Hochzeitstorte
Ursprünglich wurde das heutige Prunkstück jeder Hochzeitstafel nicht von Braut und Bräutigam angeschnitten und von den Gästen genussvoll verputzt. Nein, die Braut wurde damit für gute Fruchtbarkeit beworfen. Im antiken Rom war eine Hochzeit sogar erst dann besiegelt, wenn der Bräutigam einen Keks über dem Kopf seiner Angetrauten zerkrümelt hatte. Schade ums Gebäck war es aber nicht, denn die Tortenbackkunst ließ in Hinblick auf Geschmack und Konsistenz bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts sehr zu wünschen übrig. Erst zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts etablierte sich die uns heute bekannte Hochzeitstorte.
Die Braut über die Schwelle tragen
Nein, das war so gar nicht romantisch zu Zeiten der alten Römer: So manche Braut wurde einfach aus dem Elternhaus entführt und gegen ihren Willen geheiratet. Weil sie den Mann entsprechend wenig freiwillig in sein Haus begleitete, musste er sie tragen. Es heißt, die Traditon des Über-die-Schwelle-Tragens entstand zu Ehren dieser gekidnappten Jungfrauen.
Der Bräutigam zur Rechten, die Braut zur Linken
„Sollte einer der Anwesenden etwas gegen diese Verbindung einzuwenden haben, möge er jetzt sprechen oder auf ewig schweigen.“ – diese berühmte Frage steht in direktem Zusammenhang mit dem Brauch, dass der Bräutigam rechts neben seiner Braut steht. Früher kam es nämlich häufig vor, dass jemand nicht einverstanden war – ein anderer Verehrer der Braut oder ihr Bruder. Falls einer angriff, wollte der Bräutigam seine rechte Hand freihaben und das Schwert ziehen können.